Fátima ist eine Geschichte für sich.
Heiligste Stadt Portugals und nach Lourdes der wichtigste katholische Marienwallfahrtsort.
„Jährlich von Mai bis Oktober findet jeweils am 13. eines Monats eine Wallfahrt statt, zu der Tausende von Pilgern aus aller Welt anreisen. TV-Liveübertragung, verstopfte Straßen, überfüllte Camps, aufgeschürfte Knie, Chaos. Gebrechliche alte Menschen kriechen über den weiten Basilikaplatz, vorbei an der Erscheinungs-Kapelle, hin zur Basilika, ihre Angehörigen gehen geduldig, mit tropfenden Wachskerzen hinterher. Abertausende feiern das Wunder von Fátima.“
So steht es in unserem Reiseführer.
Und wir – zumindest bis zum 12.Oktober – mittendrin. Und eine Wahlfahrt ist ein ordentliches Programm:

Aber auch an ganz „normalen“ Tagen gibt es von morgens bis abends zahlreiche Möglichkeiten, Messen beizuwohnen, Rosenkränze zu beten usw.

Es ranken sich verschiedene Geschichten um das Wunder von Fátima, auch die drei Geheimnisse von Fátima genannt. Das sogenannte „Sonnenwunder“ am 13.10.1917 erlebten ca. 30.000 Menschen mit.
Hier die Kurzfassung der Geschichte:

Das gesamte sanctuario ist ein riesiges Gelände. Im Zentrum steht der von zwei Basiliken umfasste zentrale Platz, der „Altar der Welt“.

Der größte Kirchenplatz der Welt misst 400 x 160 m und es finden bis zu 200.000 Pilger Platz.

Am einen Ende steht die Basilika Unserer Lieben Frau des Rosenkranzes.

Am anderen Ende des Platzes steht die Basilika zur Heiligsten Dreifaltigkeit, die viertgrößte katholische Kirche der Welt – und recht modern für eine katholische Kirche, konzipiert als schlichter Rundbau.

Auf dem weiten Platz zwischen beiden Kirchen gibt es einen aus weißem Marmor gefassten, ca. 1,5 Meter breiten Weg, auf dem die Gläubigen auf Knien betend – teilweise begleitet von Angehörigen – von einer Seite zur anderen gelangen. Am 11.10.19 war es dort noch recht leer im Vergleich zum 12.10.19.

Beeindruckend ist auch das „Hohe Kreuz“ aus Vierkantstahl, das ein gebürtiger Regensbuger, Robert Schad, entworfen hat.

(Über-)lebensgroße Statuen der beiden Hirtenkinder-Geschwister, Jacinta und Fransisco dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Und selbst ein Stück Berliner Mauer hat es nach Fátima geschafft.

Wie schon gesagt, das Gelände ist riesig und es gibt überall etwas zum Ansehen. Und wenn man mit dem eigentlichen Gelände im Bereich des sanctuario fertig ist, gibt es noch die ca. 2 km entfernte Ansiedelung Aljustrel, wo es neben einem Kreuzweg u.a. die Geburtshäuser der drei Hirtenkinder zu besichtigen gibt.
Wir sind nicht mehr dorthin gelaufen, sondern haben noch die Ausstellung „Licht und Frieden“ besucht, um die dort die wertvolle Marienkrone zu sehen, die die Statue nur zu besonderen Anlässen trägt.
Das besondere an ihr ist die eingearbeitete Pistolenkugel, die Papst Johannes Paul II. am 13.Mai (!) 1981 auf dem Petersplatz traf, aber nicht tötete. Dies soll die dritte Weißsagung gewesen sein, die den drei Hirtenkindern mitgegeben wurde und bis ins Jahr 2000 im Tresor des Vatikans lag. Einen interessanten Bericht zum Papst-Attentat mit Bezügen zu Fátima findet ihr hier.
Man durfte in der Ausstellung nicht fotografieren, daher nur ein Foto aus dem Ausstellungskatalog. Die Kugel hängt als bräunlicher Tropfen mittig herunter

Das gesamte Gelände, insbesondere aber die insgesamt 7 Parkplätze, wurden von Donnerstag Abend an immer voller. Interessant war die Erfahrung, dass Womi einmal nicht zu den ältesten Wohnmobilen gehörte 😉

Viele Leute haben sogar gezeltet oder in ihren Autos geschlafen.
Und auch besonders: Anders als sonst bei unserer Zeit hier in Portugal haben wir nur ein weiteres deutsches Wohnmobil gesehen!!! Sonst sieht man auf den Straßen gefühlt ständig deutsche Bullies und Kastenwagen unterwegs. Fátima scheint dann doch eher eine portugiesische Sache zu sein, gut 95% aller Wohnmobile kamen aus Portugal.
Auf dem Gelände gab es auch einen Andenkenladen mit allem Möglichen rund um Fátima und den Marienkult. Neben einiger sehr teurer Statuen für mehrere tausend Euro (die teilweise sogar reserviert waren) war für uns das Angebot an wächsernen Organen und Gliedmaßen außergewöhnlich.


Je nachdem welche Beschwerden man selbst oder ein lieber Angehöriger hat, kann man das entsprechende Organ etc. erstehen und dann mit einem Gebet den Flammen übergeben.
Auch wir haben uns ein paar Kerzen gekauft und angezündet.

Man erkennt Deborah am roten Rucksack 🙂
Aufgrund der Menge an Besuchern gibt es riesige Altäre, an denen die Kerzen oftmals gar nicht mehr einzelnd angezündet, sondern in ganzen Bündeln in die Flammen geworfen wurden. Eine extreme Hitze herrschte dann auch dort vorn!

Nach dem Anzünden war zwar Ruß auf den Haaren und Haut und Wachs an den Fingern, aber alle guten Wünsche für unsere Herzensmenschen sind auf den Weg gebracht – ein schönes Gefühl!
Nach zwei intensiven Tagen brechen wir nun aber doch auf. Für alle anderen um uns herum sicherlich nicht nachvollziehbar, hatten wir doch sogar einen Schattenplatz 😉 Die Dame in der Pilgerinformation konnte unser Glück, aus Deutschland hierher zu kommen und dann ausgerechnet zur letzten großen Wallfahrt des Jahres in Fátima zu sein, kaum fassen…
Aber so berührend vieles hier für uns auch war, es ist und bleibt eine sehr katholische Angelegenheit, zu der uns beiden – und der Milchpiratin als angehender – Protestatin am Ende doch etwas der Bezug fehlt.
Also machen wir uns auf und besuchen nochmal den Atlantik, bevor es dann nach Hause geht.