/ Juli 29, 2024/ 2Kommentare

In einer Veranstaltungszeitschrift für Kinder, die wir in der Touri-Info in Forchheim gefunden hatten, sind wir auf das Festival „Bamberg zaubert“ aufmerksam geworden, das am anstehenden Wochenende stattfand.

„Bamberg zaubert“ ist ein mehrtägiges internationales Straßen- und Varietéfestival in Bamberg. Es wurde 1999 von den Zauberfreunden Bamberg, dem Ortszirkel des Magischen Zirkels von Deutschland durch das Mitglied Klaus Kühn und dem damaligen Citymanager Stefan Pruschwitz gegründet.

Seither findet Bamberg Zaubert jährlich am dritten Juli-Wochenende in der Innenstadt Bambergs statt.

Mit nach Veranstalterangaben über 200.000 Besuchern gehört „Bamberg zaubert“ zu den größten eintrittsfreien Straßen- und Kleinkunstfestivals in Deutschland.

Aber eins nach dem anderen.

Von Forchheim aus ging es nördlich und vorbei an dem kleinen Ort Buttenheim. Im beschaulichen Buttenheim findet sich das Geburtshaus von Levi Strauss und dementsprechend gibt es auch ein Levi-Strauss-Museum in seinem Geburtshaus.

Die Hose ist Kult, der Markenname auf der ganzen Welt bekannt – und was viele nicht wissen: Der Erfinder ist ein waschechter Franke.

1829 wurde der Vater der Blue-Jeans, Levi Strauss, in Buttenheim bei Bamberg geboren.

Erst ein Brief einer Amerikanerin machte die Gemeinde Buttenheim 1983 auf ihren berühmten Sohn aufmerksam. Sie wollte eine Ausstellung über berühmte deutsche Auswanderer zusammenstellen und bat um Informationen über den oberfränkischen Jeans-Erfinder.

Die Buttenheimer forschten – und fanden heraus, dass die Schreiberin tatsächlich richtig lag: Levi Strauss war ein waschechter Buttenheimer.

Als sechstes Kind des Kurzwarenhändlers Hirsch Strauss ist er am 26. Februar 1829 unter dem Namen Löb Strauss in Buttenheim geboren.

Nach dem Tod seines Vaters wandert der 18-jährige Strauss mit seiner Familie nach Amerika aus. Dort war die Zeit des großen Goldrausches und auch Levi Strauss lockten die Goldfunde nach Kalifornien: Strauss gründete ein Handelshaus für Stoffe und Kurzwaren. Er verkaufte Zahnbürsten, aber auch Ausgehanzüge für Minenarbeiter.

Doch die Wild-West-Pioniere brauchten strapazierfähige Beinkleider. Und so wurde für Strauss das Treffen mit dem Schneider Jacob Davis zum Glücksgriff: Der Mann aus Reno suchte einen Geschäftspartner für die Vermarktung von besonders robusten Hosen, deren Taschen und Hosenlatz mit Nieten verstärkt sein sollten. Am 20. Mai 1873 wurde das Patent für vernietete Arbeitshosen oder „waist overalls“, wie die Jeans damals noch hießen, auf die beiden Geschäftspartner ausgestellt.

Interessant ist auch die Herkunft der Bezeichnung Jeans: Der Ursprung waren Hosen aus Baumwolle, die aus der Gegend um die italienische Stadt Genua in die USA kamen. Aus der französischen Form des Städtenamens („Gênes“) entwickelte sich in Amerika die Aussprache „Jeans“.

Vom mittellosen Auswanderer stieg Levi Strauss innerhalb weniger Jahrzehnte zum erfolgreichen Textilunternehmer auf. Strauss‘ kleine Firma mauserte sich zum Weltunternehmen.

Levi selbst wurde so bekannt, dass sein Vorname zu einem Synonym für die ganze Kleidungsgattung wurde. Levi Strauss starb 1902 in seinem Haus in San Francisco. Seine Firma hinterließ er seinen vier Neffen, da er selbst keine Kinder hatte.

Unser Ziel war der Camping-Platz auf der Camping-Insel Bamberg, etwas südlich der Stadt im Stadtteil Bug, zu der wir erst die Regnitz überqueren mussten. Dort bekamen wir noch einen Platz auf der großen Wiese, die gut belegt war.

Die Camper standen dicht an dicht und es gab keine Hecken, Bäume oder ähnliches, die für ein wenig Privatsphäre oder Schatten gesorgt hätten.

Dennoch waren wir froh, nach der Nacht in Forchheim etwas mehr Ruhe und die Vorzüge eines Campingplatzes zu haben.

Außerdem punktet der Platz mit der Nähe zu Bambergs schöner Innenstadt.

Unser Ausflug nach Bamberg war defintiv bemerkenswert (Spoiler: Vor allem die Rückfahrt hatte es in sich).

Bamberg ist einfach wunderschön. Punkt.

Vorbei ging es durch weitläufige Grünanlagen (eigentlich schon Wälder) und wir passierten die „Hainbadestelle„, ein echtes Flußbad und eine traditionsreiche und beliebte Badestelle im Theresienhain.

„Die Hainbadestelle ist Kult – in der gegenwärtigen Bauform existiert sie seit dem 29. Mai 1935 und wurde 2018 runderneuert. Heute nutzen im Sommer bis zu 2.000 Besucherinnen und Besucher pro Tag das ehemalige „Hainbad“. Die Badestelle liegt idyllisch am linken Regnitzarm, eingerahmt von den einmaligen alten Baum- und Heckenbeständen des Bamberger Stadtparks.“

Für uns aktuell noch zu gefährlich mit den beiden Kleinen, aber ansonsten definitiv einen Besuch wert.

Schon von weitem konnten wir die Stadt sehen, nachdem wir ganz entspannt die gut 4 km in die Stadt geradelt waren.

Bamberg hat das große Glück, den Zweiten Weltkrieg weitestgehend unbeschadet überstanden zu haben, anders als z.B. Würzburg, wo Deborah schon viel Zeit verbracht hat.

Die Stadt Bamberg erstreckt sich über 7 Hügel – wie die alterwürdige Stadt Rom.

Die Altstadt zeichnet sich durch ihre gut erhaltenen Bauten aus dem 11. bis 19. Jahrhundert aus, darunter auch das mit Fassadenmalereien geschmückte Alte Rathaus, das sich auf einer Insel in der Regnitz befindet und über Bogenbrücken erreichbar ist.

Zwischen der oberen und der unten Brücke erinnert eine Gedenktafel an den Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Angesichts seiner Hinrichtung vor exakt 80 Jahren, am 20.07.1944, ist sie heute mit einem Blumenkranz geschmückt.

Das Zauber-Festival zog erwartungsgemäß viele Besucherinnen und Besucher in die Stadt.

Schon früh war es recht voll und leider haben es nicht alle Erwachsenen verstanden, dass nicht sie sich in den ersten beiden Reihen um die Künstlerinnen und Künstler aufbauen sollten, sondern eher die kleineren Gäste.

Wir konnten dennoch an einigen Stellen in der Stadt ein wenig Varieté- und Zauberstimmung aufnehmen und sind dann in Richtung eines etwas ruhigeren Fleckchens in Bamberg aufgebrochen.

Ziel für eine Rast war die ERBA-Insel und der dortige ERBA-Park, der 2012 Ort der Landesgartenschau war. Auf dem Weg dorthin hielten wir spontan beim Sommerfest der freiwilligen Feuerwehr des Stadtteils an.

Neben der obligatorischen Hüpfburg und der Möglichkeit, die Arbeit der Feuerwehrleute kennenzulernen gab es auch dort einen extra wegen des Zauberfestes eingeladenen Magiker, der Kinder und Erwachsene begeisterte.

Nach kurzer Rast und Stärkung ging es dann schnurstracks weiter zur ERBA-Insel, wo es den Sams-Spielplatz gibt – die Stadt Bamberg war Drehort des ersten Sams-Kinofilms.

Und der Sams-Spielplatz ist mindestens drei Wunschpunkte wert!

Schön gelegen, eingerahmt von zwei Flussarmen der Regnitz gibt es einen Kletterturm, Tunnelrutsche, Trampolin und einen angrenzenden Wasserspielplatz, der wirklich mega war.

Natürlich hat Fenja dem Sams einen Besuch abgestattet – und sich etwas gewünscht, versteht sich.

Nach einer ausgiebigen Spiel-Pause machten wir uns langsam wieder auf in Richtung Camping-Insel.

Im Sommer gibt es in Franken unzählige Kirchweih-Feste – „Kerwa“ genannt.

Kirchweih ist eine besonders in Bayern fest verankerte Tradition, bei der jedes Jahr auf’s Neue die Weihe einer Kirche offiziell gefeiert wird. Im Rheinland passt am ehesten der Vergleich zur Kirmes.

Im Bamberger Stadtteil Wunderburg war gerade Kerwa und wir wollten uns das natürlich ansehen.

Das Programm war schon ganz ordentlich…

Neben dem Festbier der örtlichen Brauerei Mahrs (tatsächlich im Stadtteil beheimatet und mit dem bemerkenswerten Slogan „Das Mahrs aller Dinge seit 1670“) gab es ein leckeres Brot mit G´zupftem (bei uns als Obatzer bekannt) und natürlich eine riesige Brez´n. Lecker!

Der Heimweg zum Campingplatz hatte es dann, naja, in sich.

Es war den Tag über sehr warm und zunehmend schwül, aber wir hatten die Wetterlage dennoch unterschätzt und nicht mit einem so schnell aufziehenden waschechten Sommer-Gewitter gerechnet.

Es begann mit einem sehr starken Schauer und wir nahmen schnellstens Kurs auf den örtlichen Tennisverein, bei dem wir uns kurzerhand unterstellten.

Da der Starkregen aber zunehmend aufdrehte und auch noch Hagel dazu kam, wurden wir von Minute zu Minute unentspannter: Aufgrund des fehlenden Schattens auf der Wiese hatten wir die Dachfenster bei Umberto auf unterster Stufe geöffnet gelassen.

Eigentlich kein Problem, selbst bei Regen. Aber der Starkregen, den wir gerade abbekamen, kombiniert mit Hagel und Wind, sorgt dafür, dass Wasser auch dann ins Wohnmobil gelangt, wenn die Dachluken nur auf geringer Stufe geöffnet sind.

Kurzentschlossen machten wir uns also durch das Unwetter auf den Weg zum ca. 2 km entfernten Campingplatz.

Die Fahrt war abenteuerlich.

Die meiste Zeit konnten wir auf einem Radweg fahren und hatten zumindest keine Not, auf Autos zu treffen.

Wir musste aber ständig anderen Menschen zu Fuß oder auf dem Rad ausweichen und Slalom um die heruntergefallenen Äste fahren. Hinzu kam die schlechte Sicht durch Regen und Hagel und die unglaublichen Wassermassen auch von unten, aus den sich blitzartig gebildeten Pfützen.

Die Kinder, die nach dem Sams-Spielplatz erschöpft eingeschlafen waren, wurden natürlich wach und fanden die Situation mit dem im Fußraum des Fahrradanhängers ansteigenden Wasser gar nicht lustig.

Wir fuhren also wie die Berserker weiter Richtung Campingplatz, ignorierten an der Behelfsbrücke über die Regnitz ohne Zögern die rote Ampel (die im trocknenen sitzenden Autofahrenden hatten vollstes Verständnis) und kamen schließlich am Campingplatz an, nass bis auf die Haut und mit Wasser in den Schuhen.

Im Wohnmobil gab es einen stärkeren Wassereintritt an einem Dachfenster und das Bett im Alkoven war etwas nass geworden, aber wir konnten mit unserer spontanen Rückkehr trotz Regen wohl das Schlimmste verhindern.

Fotos existieren von unserer Rückkehr nicht, an Fotografieren war einfach nicht zu denken, zu schnell mussten wir alle aus den nassen Sachen raus und im Wohnmobil nach dem Rechten sehen.

Nach Abzug des Gewitters, das in der Region Bamberg-Süd für viele voll gelaufene Keller und Unterführungen gesorgt hatte, zeigte sich das Wetter zum Sonnenuntergang wieder von seiner versöhnlichen Seite.

Wir sind insgesamt drei Nächte auf der Camping-Insel geblieben.

Am letzten Abend haben wir kurz gegenüber gestellt, was wir gut – und was weniger gut fanden.

Positiv: Lage (Bamberg mit dem Rad in weniger als 30 Minuten); gute Gaststätte; moderne Sanitärs.

Negativ: Stellplätze insgesamt zu eng, alles dicht an dicht, keine Abtrennung, keine Privatsphäre; Spielplätze (zwei) sehr in die Jahre gekommen, teilweise unsicher und einer sogar in der An-/Abfahrtszone des Campingplatzes gelegen, mit entsprechend viel Verkehr zu den Stoßzeiten; schlechtes mobiles Netz, schlechtes (freies) W-Lan, kein Telefonnetz; unmotivierte Betreiberfamilie.

Kurz: Das Preis-Leistungsverhältnis stimmte für uns nicht bei 45€ / Nacht.

Bemerkenswert in kulinarischer Hinsicht war aber das Schäufele aus der Gaststätte auf der Insel!

Nach einigen Vergleichen während des Urlaubs das beste Schäufele mit der knusprigsten Kruste.

Von Bamberg aus ging es nochmal zurück in die schöne Fränkische Schweiz.

Ziel war der Ort Waischenfeld mit dem dortigen Campingplatz Steinernder Beutel.

Obwohl wir ganz ehrlich ankündigten, nur für eine Nacht zu bleiben, konnten wir uns einen Platz frei aussuchen und fanden einen schönen Platz auf der großen Wiese in der Nähe einer Feuerstelle.

Nach einem Spaziergang durch den Ort mit kurzer Show-Einlage beim örtlichen Metzger

wurde es nachmittags schön warm und wir entschieden uns für einen Freibad-Besuch.

Besonders an diesem Campingplatz ist, dass das Freibad ganz einfach über eine Brücke vom Campingplatz aus erreicht werden kann und der Eintritt dazu für Gäste des Platzes kostenlos ist.

Auch dieses Freibad überraschte uns und war ansprechend gestaltet.

Abends gab es dann ein letztes Mal fränkische Küche.

Danach hieß es dann Feuerholz heranzuschaffen, für das abendliche Lagerfeuer.

Als das Feuer dann schön brannte, wurden Marshmallows gegrillt.

Am Ende haben wir dann zu zweit das Feuer genossen und den letzten Urlaubsabend in Franken gemütlich ausklingen lassen.

Eine erlebnisreiche Zeit mit ganz überwiegend bestem Wetter – „Ade“ Franken!

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2 Kommentare

  1. Hallo ihr vier, was für ein Abenteuer im Sommergewitter! Gut zulesen, dass ihr sicher zurück zu Umberto gekommen seid und kein größerer Schaden entstanden ist. Euch weiterhin eine gute Fahrt, lg Yvonne und ihre Jungs

  2. Hallo, sehr Interessant der Beitrag zur „Levi‘s“.

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