Wir brauchten unbedingt eine Verschnaufpause. Das hatten wir alle in den letzten Tagen gemerkt.
Der Campingplatz in Aranjuez bot sich hierfür an. Wir hatten eine große Auswahl an freien Plätzen, es gab einen sehr schönen Kinderspielplatz, der sogar weite Teile des Tages im Schatten lag, eine schöne Pool-Landschaft und eine interessante Stadt, die wir gern erkunden wollten.


Aranjuez gehört seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe.






Auf unseren Radausflügen gab es auch viel zu entdecken.








Dann gab es noch die mehrtägigen Fiestas del Motin, die an die Ereignisse im Jahr 1808 erinnern.
Die Stadt Aranjuez gedenkt jedes Jahr des Sturzes Godoys im Jahr 1808 und der Abdankung von König Carlos IV. zugunsten seines Sohnes Fernando VII. während ihrer traditionellen „Meuterei-Feste“. Die ganze Stadt war mehrere Tage in Feierlaune – und wir mittendrin.


Einen großen Markt mit allerlei kulinarischen Leckereien gab es auch.



Und ein großes gemeinsames Paella-Essen, comida popular genannt.

Der Vorverkauf war leider schon vorbei und die Chance, über die „Restplätze-Schlange“ teilzunehmen, schien uns aufgrund der großen Nachfrage als zu gering. Außerdem musste man in der prallen Sonne anstehen, auch nicht so verlockend. Aber sehr gern hätten wir probiert.
Ein Kirmesbesuch durfte natürlich auch nicht fehlen.





Zu guter letzt entschieden wir uns, den Stierkampf in der Stierkampf-Arena von Aranjuez zu besuchen.

Der Ticketkauf war nicht ohne, da es sehr viele verschiedene Kategorien gab und obendrein noch die Unterscheidung zwischen Plätzen in der Sonne oder Halbschatten oder Schatten.

Wir entschieden uns für Tickets im Schatten in einer der vorderen Reihen (40€ p.P.) und konnten mit den Kindern (unter 10 Jahren umsonst) auf den Steintreppen Platz nehmen.

Die nächsten Bilder zeigen den ersten Stierkampf. Wer sie nicht sehen möchte, macht jetzt einfach Schluss.





Sekunden später ist der Stier umgefallen und sein Tod wurde von den anwesenden Torreros nochmals überprüft.
Danach kam ein Zug mit zwei kräftigen Pferden in die Arena, die den Stier hinauszogen. Männer in traditioneller Kleidung harkten den aufgewühlten Sand in der Arena auf und bereiteten alles für den nächsten Kampf vor.




Wir sind zu Beginn des zweiten Stierkampfes gegangen. Deborah und Fenja hatten erst einmal genug gesehen, während Jens und Linus noch geblieben wären. Linus hat sich aber mehr für die freundlichen Sitznachbarn interessiert, als für das Geschehen in der Arena.
Einen Eindruck vom Stierkampf haben wir bekommen und darum ging es uns. Eine für uns zwar sehr interessante, aber auch archaisch anmutende Erfahrung. Wir haben wir uns noch länger über unsere Eindrücke unterhalten, sowohl mit Fenja, als auch abends unter uns.
Einen informativen Bericht haben wir hier gefunden und einiges wiedererkannt.
Ein kurzer Auszug:
Sollte man den Stierkampf verbieten? Seine Befürworter, die Aficionados, protestieren vehement dagegen. Sie verweisen neben der reichen kulturellen Tradition des Spektakels auch auf die negativen wirtschaftlichen Folgen, die ein Verbot des Stierkampfes nach sich ziehen würde.
Etwa 40.000 Arbeitsplätze hängen in Spanien von den Stieren ab, die Branche macht Millionengewinne.
Würde der Stierkampf verboten, müssten 1200 Zuchtbetriebe schließen, rechnen die Aficionados vor. Die Tiere sind zu gefährlich, um sie für die Fleischproduktion zu züchten, das wäre außerdem ineffektiv und teuer.
Ihre Weiden [Anm.: die Stiere wachsen bis zum Alter von 6 Jahren ohne wesentlichen Kontakt zu Menschen in ihrer Herde auf] müssten als Bauland verkauft werden, damit würden nicht nur die Stiere verschwinden, sondern auch andere Arten in diesem fast naturbelassenen Lebensraum. Die Menschen, die ein Verbot des Stierkampfes fordern, würden folglich ein Artensterben heraufbeschwören, argumentieren die Befürworter der Corrida.
Danke, dass ich nun auch eine Vorstellung durch die schönen Fotos von Aranjuez bekommen habe! Wir hatten uns für den Besuch von Toledo entschieden, als wir von Madrid aus weitergefahren waren.
Einen Stierkampf habe ich angesehen, als ich noch mit meinen Eltern gereist bin. Die meiste Zeit habe ich die Augen geschlossen, weil ich es so grausam fand. Da helfen mir auch all die Argumente dafür nicht. Allerdings möchte ich auch keinen Schlachthof besuchen!